Biographie:

Viola Roggenkamp ist Schriftstellerin und Publizistin. Sie ist deutsche Jüdin und wurde 1948 in Hamburg geboren, wohin ihre Eltern, nach der Befreiung durch die Engländer, im Mai 1945 zurückkehrten aus einem Leben in der Illegalität, im von den deutschen Nationalsozialisten besetzten Polen. Sie studierte Psychologie, Philosophie und Musik, unternahm über mehrere Jahre ausgedehnte Reisen durch Asien und lebte eine Zeit lang in Indien sowie bis 1992 zwei Jahre in Israel.

1976 wurde sie freie Autorin der Wochenzeitung Die Zeit, für die sie über 25 Jahre regelmäßig schrieb. 1977 gehörte sie zum Gründungsteam der feministischen Zeitschrift Emma, für die sie bis 1992 als freie Reporterin tätig war, neun Jahre war sie bis 2004 Autorin der Berliner Tageszeitung taz. Seit 1990 ist sie Autorin der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine, seit 2016 ebenso für das kulturpolitische Magazin Cicero. 1996 erschien mit dem Interviewband »Von mir soll sie das haben?« Viola Roggenkamps erste Buchveröffentlichung. Sie sprach mit sieben Müttern über deren lesbische Töchter. Es ging um einmalige Begegnungen für jeweils einen Tag.

Schon in diesem Buch entwickelte Roggenkamp eine spezifische Form des literarischen Journalismus, indem sie die Aussagen ihrer Gesprächspartnerinnen in eine Art authentische Rollenprosa verwandelt. Diese Technik variierte sie in dem Buch »Tu mir eine Liebe. Meine Mamme« (2002), 26 Gesprächen mit jüdischen Nachgeborenen in Deutschland über ihre Mütter, Porträts, die zunächst in der »Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung« erschienen.

Ebenso in »Frau ohne Kind. Gespräche und Geschichten. Eine Tafelrunde« (2004). Darin lädt die selbst kinderlose Autorin zwölf Freundinnen zu einem mehrgängigen Menu (inklusive Rezeptangaben) zu sich nach Hause ein. Gegliedert in zehn Tischgespräche, erzählen die Gäste, von der Bankkauffrau über die Opernsängerin, Lehrerin, TV-Autorin, Uni-Dozentin bis zur Politikerin und Richterin, warum sie kinderlos sind. So entsteht nicht zuletzt ein bundesdeutsches Soziogramm.

2005 löste Viola Roggenkamp in der Thomas-Mann-Gemeinde kontroverse Reaktionen aus mit ihrem biographischen Essay »Erika Mann. Eine jüdische Tochter. Über Erlesenes und Verleugnetes in der Frauengenealogie der Familie Mann-Pringsheim«. Dazu schrieb die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger in der »Literarischen Welt«: »Die Autorin hat mit ihren Überlegungen zum deutsch-jüdischen Verhältnis in der kulturellen Elite mit nicht geringem Mut in ein Wespennest gestochen.«

Die Frage nach der eigenen Herkunft und Prägung grundiert ebenso Roggenkamps erfolgreiches belletristisches Schaffen. Der 2004 erschienene Roman »Familienleben« wurde zum Bestseller. Darin schildert die 13-jährige Fania im Hamburg von 1967 den Alltag ihrer jüdisch-deutschen Familie mit all seinen Besonderheiten. Der Beziehung der Schoa-Überlebenden und jüdischen Nachgeborenen in Deutschland ist die Autorin thematisch treu geblieben, wovon Romane wie »Die Frau im Turm« (2009) oder »Tochter und Vater« (2011) zeugen. In einem Interview zu diesem Roman sagte sie: »Wir alle haben es, ob wir wollen oder nicht, mit dem Vorleben unserer Eltern zu tun. Doch wonach will die Tochter, der Sohn fragen? Man fürchtet sich vor Zurückweisung, und man fürchtet sich davor, womöglich alles zu erfahren.«

(Claudia Jürgens/ www.wortbuero.com)

zurück zur Titelseite


Viola Roggenkamp

Schriftstellerin und Essayistin


Buchveröffentlichungen:

Tochter und Vater (Roman). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-10-066067-1.

Die Frau im Turm (Roman). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-10-066064-0.

Familienleben (Roman). Arche, Zürich-Hamburg 2004, ISBN 3-7160-2325-6. Als Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16591-9.

Erika Mann. Eine jüdische Tochter. Über Erlesenes und Verleugnetes in der Familie Mann-Pringsheim (Essay). Arche-Verlag, Zürich 2005, ISBN 3-7160-2344-2.

Frau ohne Kind. Eine Tafelrunde (Erzählendes Sachbuch). Europa Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-203-81512-5.

Mein Bild von ihm. Lesbische Frauen erzählen von ihren Vätern. Krug & Schadenberg, Berlin 2004, ISBN 3-930041-41-3.

Tu mir eine Liebe. Meine Mamme. Jüdische Frauen und Männer in Deutschland sprechen von ihrer Mutter. Mosse Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-935097-07-7.

Von mir soll sie das haben? Sieben Porträts von Müttern lesbischer Töchter. Krug & Schadenberg, Berlin 1996, ISBN 3-930041-08-1.



Essays (Auswahl):

Noch einen schönen Tag (Essay). In: Ina Hartwig u.a. (Hrsg.): Neue Rundschau, Heft 1/2015, S. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-10-809101-9.

Deutsche Demenz (Essay). In: Jörg Bong (Hrsg.): Neue Rundschau, Heft 2/2013, S. Fischer, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-809093-7.

Ich fahre da durch! (Erzählung). In: Julia Franck (Hrsg.): Grenzübergänge. Autoren aus Ost und West erinnern sich. S. Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-10-022604-4.

Tom, ich bin eine Gans. Tony Buddenbrook – die Entwertung vitaler Weiblichkeit (Essay). In: Ortrud Gutjahr (Hrsg.):Buddenbrooks von und nach Thomas Mann. Theater und Universität im Gespräch, Band 4. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3351-5.

Katia Mann. Eine Jüdin, die keine Jüdin sein wollte (Essay). In: Gisela Dachs (Hrsg.): Jüdischer Almanach des Leo Baeck Instituts: Frauen. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-633542215.

Einleitender Essay zu: Bertha Pappenheim (Übersetzung): Die Memoiren der Glückel von Hameln. Beltz, Weinheim und Basel 2005, ISBN 978-3-407-22169-8.

Das obszöne Wort – Jude (Essay). In: Ursula Seeber, Christina Kleiser (Hrsg.): Geteilte Erinnerung. Czernin, Wien 2003, ISBN 3-7076-0172-2.

Seidenprobe (Erzählung). In: Andrea Krug, Dagmar Schadenberg (Hrsg.): Verführungen. Krug & Schadenberg, Berlin 1998, ISBN 3-930041-14-6.






Kontakt zu Viola Roggenkamp über:

mail@viola-roggenkamp.de



zurück zur Titelseite